Die HIPEC ist ein modernes Verfahren, welches besonders bei Patienten mit metastasierten Tumorerkrankungen eingesetzt werden kann. Das Verfahren kommt vor allen Dingen bei Patienten mit Pseudomyxoma peritonei oder bei Patienten mit Bauchfellmetastasierung des Appendikarzinoms, des colorectalen Karzinoms, des Mesothelioms, des Ovarialkarzinoms und des Magenkarzinoms zum Einsatz.
Von zentraler Bedeutung ist die präzise Patientenauswahl. Nicht alle Patienten mit einer Bauchfellmetastasierung können und dürfen mit dieser Behandlungsmodalität therapiert werden. Infrage kommen vor allem Patienten mit lokalisierten und kleinherdigen Befallsmustern, welche chirurgisch komplett oder nahezu komplett entfernt werden können.
Dazu ist vor einer Operation eine genaue Diagnostik (MRT des Bauchraumes) notwendig. Darüber hinaus ist ein komplettierendes Staging zum Ausschluss weiterer Fernmetastasen (Lungenmetastasen) indiziert. Patienten, die weitere Metastasen in der Lunge oder z. B. der Leber und des Knochenmarkes aufweisen profitieren in der Regel nicht von einer HIPEC
Die Operation verläuft in mehreren Schritten:
- Bauchraumerkundung
Der erste Schritt umfasst die Bauchraumerkundung und Exploration; hier wird der genaue Umfang und die Lokalisierung der Bauchraummetastasen festgelegt. In Europa und US wird zumeist der PCI-Score nach Sugarbaker verwendet. Dabei haben die Größe der Metastasen und die Lokalisierung für die Klassifikation die größte Bedeutung. in dieser Phase wird entschieden, ob die geplante Operation durchgeführt wird. Wenn die Herde zu groß sind oder zuckergußartige Beläge bilden oder knotig in die Organe einwachsen, welche lebenswichtig sind und nicht entfernt werden können, wird die Operation als Exploration beendet. - Zytoreduktive Chirurgie (operative Entfernung der Peritonealcarcinose mit befallenen Organen)
Im anderen Fall werden zunächst die durch Metastasen befallenen und nicht lebensnotwenigen Organe entfernt; zu diesen zählen insbesondere der Dickdarm, die Milz, die Gallenblase, die inneren weiblichen Genitalorgane. Diesen Teil der Operation versteht man als zytoreduktive Chirurgie; zytoreduktiv bedeutet, dass möglichst alle mit dem bloßen Auge erkennbaren Tumormanifestationen im Bauchraum entfernt werden. Das Bauchfell, welches die Bauchhöhle auskleidet, wird in dieser Phase der Operation entfernt. Das beeinhaltet das Bauchfell der Zwerchfellkuppeln, der Bauchwand, des Dünndarmes, des kleinen Beckens und, wenn erforderlich, auch die Kapsel der Leber. - HIPEC
Nachdem chirurgisch die Tumorlast möglichst zu 100% reduziert wurde, erfolgt die Chemotherapie unter Hyperthermiebedingungen; dazu werden dicklumige Schläuche in die Bauchhöhle eingebracht. 2 sterile Temperatursonden, die peritoneal lokalisiert werden, ermöglichen eine fortwährende intraoperative Temperaturmessung. Der Bauchraum wird vorübergehend durch eine fortlaufende Naht verschlossen; die Schläuche werden an eine Perfusionsmaschine angeschlossen. Anschließend wird die Bauchhöhle mit Kochsalzlösung aufgefüllt (mehrere Liter) und ein stabiler Perfusionkreislauf hergestellt. Die im Bauchraum befindliche Flüssigkeit wird auf ca. 41 – 43 Grad Celsius erhöht.
Danach wird das Chemotherapeuticum in die Spüllösung des Bauchraumes gegeben. Verbliebene Tumorzellen, die mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind, werden durch die Chemotherapie unter Hyperthermie abgetötet.
Diese sehr effektive Maßnahme repräsentiert eine Kombination aus lokaler Chemotherapie unter Hyperthermiebedingungen und einer chirurgischen Tumorreduktion.
Das Verfahren hat einen enorm hohen technischen und logistischen Aufwand. Das Operationsteam ist 8 – 14 Stunden beschäftigt, ein Operationssaal ist ganztags belegt; man benötigt ein Team aus Chirurgen, Anästhesisten, Perfusionassistenten und Pflegeteam.
Intraoperativ kann es zu einem erheblichen Transfusionsbedarf kommen und eine Nachbehandlung auf der Intensivstation muss gewährleistet sein.